Transformatoren in LTSpice und die Crux mit der Induktivität

  • Hallo zusammen,

    hier nun mein angekündigter thread. Für alle die, die noch nicht im "kurze Frage" thread mitgelesen haben hier kurz der Hintergrund und wie ich darauf kam.

    Eigentlich plane ich gerade einen Röhren-Preamp mit einem Ringkerntrafo, der drei Sekundärwicklungen hat. Da Ringkerntrafos gerne einen hohen Einschaltstrom haben, wollte ich (ob ich es nun tatsächlich technisch benötige oder nicht sei dahingestellt) eine mit einplanen. Ich wollte diese Einschaltstrombegrenzung möglichst einfach halten, aber dennoch effektiv. Geplant sind 4x50 Ohm Thermistoren, die nach kurzer Zeit per Relais überbrückt werden, damit sie sich gar nicht erst erhitzen und bei erneutem Einschalten gleich wieder den Strom begrenzen können. Nun ist die Relaissteuerung an sich kein Problem, jedoch die Versorgungsspannung hierfür.

    Im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten, dies zu bewerkstelligen:

    a) per kapazitivem Netzteil aus der Primärspannung, was mir jedoch nicht besonders behagt.

    b) aus einer der Sekundärspannungen

    Allerdings ist anzunehmen, dass durch die Einschaltstrombegrenzung die Sekundärspannungen nicht gleich bis zur Nennspannung anliegen, sondern darunter, aber wie viel? Ist es für ein sicheres Anziehen des Relais ausreichend, oder nicht? Und um diese Frage zu beantworten, wollte ich den Trafo per LTSpice möglichst genau simulieren.

    Anhand dieses Videos (http://www.youtube.com/watch?v=muUwe8X51oY) erschien mir das relativ einfach. Also Trafo raus LCR Meter raus und schon ging das Problem los. Ich schaffe es einfach nicht, die Induktivität verlässlich zu messen, denn diese ist u.a. abhängig vom Zustand bei letzten ausschalten und lässt sich selbst durch niederfrequente Messungen beeinflussen. Hier konkrete Werte der Primärinduktivität:

    1) vor Versuchsstart gemessen: 2.0H

    2) Trafo primärseitig in die Steckdose, sekundär unbelastet, getrennt, gemessen: 3.0H

    3) Trafo primärseitig in die Steckdose, sekundär mit 11W belastet, getrennt, gemessen: 1.7H

    4) Trafo primärseitig mit 350mA DC belastet, getrennt, gemessen: 1.2H

    5) Trafo primärseitig in die Steckdose, sekundär unbelastet, getrennt, gemessen: 2.8H

    Da nach der Gleichung für ideale Trafos gilt : U1/U2=N1/N2=sqrt(L1/L2) wäre es prinzipiell gar nicht so schlimm gewesen, denn das Windungsverhältnis kann sich ja nicht ändern und somit auch nicht das Verhältnis der Induktivitäten, aber das Problem ist, dass ich keine stabilen Werte für L bekam, ständig steigende oder fallende Werte.

    Bevor ich aber das bemerkt habe, dachte ich, mein Voltcraft LCR-9063 ist kaputt, habe mir dann ein Uni-T UT612 zugelegt und als das dann noch weniger plausible bzw. deutlich variable Werte und auch noch vom Voltcraft abweichende Werte zeigte dann habe ich noch ein Peak Tech 2175 bestellt. So, 3 Messgeräte, zig verschiedene Werte. Welchem vertrauen? Dem teuersten UT612, was die abweichendsten Werte besitzt, dem deutschen Produkt Peak Tech oder dem Billigheimer Uropa LCR-9063?

    Dann kam Christof mit der Idee daher, einen bekannten Überträger durchzumessen. Haben ein Gewehr! In der bastelkiste lag noch ein Mouser TM019. Voller Hoffnung ein Blick ins Datenblatt: Von Induktivität keine Spur, aber dennoch wichtige Angaben, wie z.B. das Wicklungsverhältnis, aus dem man nach obiger Gleichung auf das Induktivitätsverhältnis schließen kann! Messblatt gemacht, alles eingetragen, berechnet. Die Werte des am nächsten am Datenblatt gelegenen Messgerätes in LTSpice gehackt, simuliert und was soll ich sagen? Eine riesen Überraschung! Primärimpedanz im Datenblatt 10k bei 1kHz und 600 Ohm Sekundärimpedanz, simuliert mit 9,822k! Grandios!

    Aber seht selbst. Im Anhang das TM019 Messblatt, die LTSpice SImulation und das Datenblatt. Um die Dateie zu öffnen einfach das .jpg aus dem Dateinamen entfernen.

    Aber heißt das, dass auch die absoluten Induktivitätswerte passen? Ich denke nein! Was denkt Ihr? Auch überrascht?

    Gruß

    Oli

    PS: Einzig die Isolationskapazität, die ich so gemessen habe, wie der Mann im Video versaut alles, deshalb habe ich sie ignoriert.

  • Hallo Oli,

    gerne möchte ich auf 3 Ebenen antworten:

    A) Zu technischen Modellen ganz allgemein.

    B) Zur Eigenschaft "Induktivität" hier

    C) Was macht ein Ingenieur, wenn er eine Eigenschaft nur ungefähr kennt.

    A) Grundsätzlich: Technische (Rechen-) Modelle und die Wirklichkeit.

    Man muss sich darüber klar sein, dass in der Technik (und vermutlich nicht nur dort) man niemals über die Wirklichkeit selbst spricht, oder damit rechnet, sondern immer nur über Modellvorstellungen. Und dabei geht es NICHT darum, ob ein Modell "richtig" ist, sondern darum, ob es nützlich ist. Das ist ein Riesenunterschied und er ist sehr wichtig. Oft gibt es ein sehr umfassendes Modell von einer Sache, es ist aber komplett wertlos, weil man die Zahlenwerte der Teileigenschaften nicht kennt. Dann ist oft ein simpleres Modell viel wertvoller, weil es für die zu beantwortende Frage nützlich ist. Deshalb musst Du Dir als allererstes überlegen, welche Frage Deine Simulation beantworten soll.

    B) Die Eigenschaft Induktivität mit Kern.

    Wenn ein Kern verwendet wird, so kommt die Remanenz – Wikipedia ins Spiel. Sie bedeutet hier, dass die Induktivität des Trafos eben keine Konstante ist, sondern von der Vorgeschichte der Magnetisierung dieses Kerns abhängt. Dabei ist die Induktivität auch abhängig von der Stromstärke zum vorhergehenden Abschaltzeitpunkt innerhalb des Sinusverlaufs. Da das Magnetfeld eine Richtung besitzt, ist die Induktivität auch noch abhängig davon, wie die Phasenlage beim Abschalten im Verhältnis zur Phasenlage beim Einschalten liegt.

    In einem Link im vorhergehenden Thread war erklärt, dass insbesondere dieser Effekt beim Ringkerntrafo zu dem hohen Einschaltstromstoß führt. - Wenn Du also den Stromstoß (Zeitbereich <=0,01sec) simulieren wolltest, bräuchtest Du also ein Modell, was die Remanenz des Kerns berücksichtigt und in dem die Phasenlage berücksichtigt ist. Wenn Du einen Magnetringkernspeicher simulieren wolltest, dann wäre ebenfalls diese Speichereigenschaft absolut entscheidend.

    Für normale Trafoberechnungen verwendet man die Induktivität nicht, sondern Windungszahlverhältnisse und Wicklungswiderstände. Man verwendet noch nicht mal Sinusverläufe sondern rechnet mit Effektivspannungen.

    Für die Frage nach dem Hochfahren einer Gleichspannung für das Relais bist Du in einem völlig anderen Zeitbereich (~0,5 sec).

    C) Was macht ein Ingenieur, wenn er eine Eigenschaft nur ungefähr kennt?

    Das ist sozusagen der Normalfall!!!

    Man muss dann Abschätzungen machen, die auf der sicheren Seite liegen, bezüglich der relevanten Fragen.

    Hast Du eigentlich irgendwelche Daten darüber, wie sich der Widerstand der NTC's mit der Temperatur verändert, und welche Wärmekapazität die haben? Hast Du ein NTC-Modell mit Eigenerwärmung in LTSpice? Das dürfte m.E. viel wichtiger sein, als die Induktivität, weil diese Erwärmung im passenden Zeitbereich zur Fragestellung passiert. Magst Du ein Datenblatt von den geplanten NTCs posten?

    Für die Frage nach dem Schalten des Relais bzw. wann die Schaltspannung erreicht wird, würde ich ein simples Trafomodell nach 6.2.1 in LTspice_4_d_corr (tu-clausthal.de) jedoch zusätzlich mit ohmschen Wicklungswiderständen nehmen. Du kannst darin dann die verschiedenen gemessenen Induktivitäten mal einsetzen, Da die Magnetisierungsabhängigkeit eine Kerneigenschaft ist, gilt sie proportional für alle Wicklungen! Die Abschätzung muss man wohl dabei mit R=constant für die NTCs machen(?).

    Viel Spaß

    Christof

  • (Übrigens: Als Nebeneffekt Deiner interessanten Fragestellung habe ich diese Woche endlich ein Softstartmodul für meine Kreissäge bestellt und eingebaut. Das geht im Zeitbereich ~4sec vermutlich (leider vergossen) mit Phasenanschnittsteuerung. Ganz andere Baustelle. :) )

  • Hallo zusammen,

    ich sage auch mal Danke Euch beiden für Eure Erklärungen und Geduld.

    Da ich beruflich nichts Technisches mache und zum letzten Mal, dass mir außer in diesem Forum jemand etwas zur Elektronik erklärt hat, im Physikunterricht damals in der Oberstufe war, bin ich wirklich sehr dankbar.

    Es war letzte Nacht schon spät und vielleicht habe ich mich etwas missverständlich ausgedrückt, denn mir ging es jetzt nicht mehr um die ESB - die steht und falls Interesse Eurer seits besteht, poste ich gerne mal die Simulation dazu, aber zunächst will ich versuchen, meine Vorhaben, meine bisherigen "Experimente" und Fragestellungen präzise und systematisch darzustellen.

    Ziel 1)

    Möglichst genaues Simulationsmodell meines RKT erstellen, anhand o.g. Videos. Auch wenn RKTs je nach "Remanenz" nicht "die eine" Induktivität haben, so haben sie dennoch eine momentane Induktivität.

    Zwischenfrage 1)

    Anscheinend gibt es Datenblätter von Trafos, die sehr wohl Induktivitäten enthalten (s. Video). In welchem Zustand ist da der Kern? Oder geht das nur bei Trafos, die keine Remanenz haben? (Habe Era und Gerth bzgl. genauem Datenblatt zu Printtrafos, die ich rumliegen habe, angefragt...)

    Lösungsansatz 1)

    Die Werte der momentanen Induktivität messen und zur Simulation heranziehen.

    Ergebnis und Problem 1)

    Die momentan vorliegende Induktivität liegt beim Voltcraft LCR im Messbereich bis 20H bei 1.3H, im Messbereich bis 2H liegt sie jedoch darüber, bzw. lässt sich nicht stabil messen. Vermutet wird ein Defekt des Voltcraft.

    Lösungsansatz 2)

    Anschaffung eines hochwertigeren LCR Meters UT612.

    Ergebnis und Problem 2)

    Die 1 kHz Messung und die 100 Hz Messung des UT612 liegen weit auseinander, zusätzlich zeigt die 1 kHz Messung nach Hin- und Herschalten mit der 100 Hz Messung eine völlig andere Induktivität, so als ob die 100 Hz Messung die Induktivität des RKT verändert hätte.

    Lösungsansatz 3)

    Neue Messreihe nur mit 1 kHz und Vergleich mit Voltcraft LCR.

    Ergebnis und Problem 3)

    Induktivitätswerte stabiler, liegen jedoch zwischen Voltcraft und UT612 weit auseinander.

    Lösungsansatz 4)

    Verwenden eines dritten Messgerätes (Peak Tech 2175), um einen etwaigen Defekt eines der beiden LCR Meters auszuschließen bzw. aufzudecken.

    Ergebnis und Problem 4)

    Die gemessenen Induktivitäten des Voltcraft und das Peak Tech liegen deutlich näher beieinander, als die des UT612. Liegen aber immer noch deutlich weiter auseinander, als das dies im Rahmen einer "normalen Messungenauigkeit" der Fall sein dürfte.

    Frage 1)

    Welches der drei LCR Meter liegt mit welchem Messverfahren näher an der Realität?

    Lösungsansatz 5)

    Verwenden eines einfacheren Trafos mit bekannten Daten. Hier der TM019 von Mouser, da zur Hand. Und Vergleich der Messergebnisse der drei LCR Meter.

    Poblem 5)

    Im Datenblatt des TM019 sind zwar keine Induktivitäten angegeben, aber das Wicklungsverhältnis, aus welchem sich zumindest das Induktivitätsverhältnis berechnen lässt.

    Lösungsansatz 6)

    a) Messen der primären und sekundären Induktivitäten des TM019 mit allen drei Messgeräten mit allen in Frage kommenden Messverfahren (z.B. seriell/parallel bei 1kHz und 100 Hz)

    b) Daraus Berechnen des Wicklungsverhältnisses und Kopplung und Vergleich mit dem im Datenblatt angegebenem von 3,771:1.

    c) Eingabe der Daten in LTSpice und "messen" der Primärimpedanz und Vergleich mit der angegebenen von 10k bei 1 kHz bei sekundär 600 Ohm.

    Ergebnis 5)

    Meßblatt im Anhang. Auch mehrmahliges messen mit allen Modi liefert ziemlich stabile und reproduzierbare Werte.

    Interpretation Ergebnis 5)

    a) Das Peak Tech 2175 ist unbrauchbar.

    b) Das Voltcraft liefert die Werte, die am nächsten an dem im Datenblatt angegebenen Mittelwert für Impedanz und Windungsverhältnis liegen

    c) Das Uni-T im Automode bei 1 kHz ist ebenfalls unbrauchbar

    Frage 2)

    Stimmt Ihr bei meinen Schlussfolgerungen zu?

    Das ist der Stand der Dinge!

    Gruß

    Oli

    Bilder

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  • Hi,

    Bei Deinen Betrachtungen fehlt noch die Dimension der effektiven Stromstärke. Vor allem der 120VA Trafo wird ja in einem völlig anderen Betriebsbereich verwendet, als diese Messgeräte aufbringen.

    Du könntest mal Dein Oszi parallel zu den Messgeräten an dem Übertrager anschließen, um zu sehen, ob das Peak Tech Die gleiche Spannungsamplitude verwendet.

    Und, wenn vorhanden, mit einem Signalgenerator und einem Shunt selber unter verschiedenen Frequenzen und Amplituden die Impedanz ermitteln.

    Ich vermute, dass bei diesen hier vorliegenden sehr hohen Induktionswerten, diese Messgeräte, die ja nur sehr kleine Spannungen aufbringen können, nur sehr kleine Ströme analysieren können. Das dürfte auch nicht förderlich sein.

    Gruß Christof

  • Hi Christof,

    danke für die Antwort einen Signalgenerator habe ich leider nicht... und das mit dem Oszi kann ich erst später machen.

    Nach den Angaben in der BDA:

    UT612: Messspannung 0,6Vrms und Ausgangsimpedanz 120 Ohm

    Peak Tech 2175: Messfrequen bis 11H 1kHz, größer 11H 100 Hz

    LCR-9063: Messspannung 0,7Vpp Frequenz durchweg 250 Hz

    Ich habe versucht meinen bisherigen Ablauf systzematisch darzustellen. Ist mir das gelungen?

    Was hälst Du von meinen Mess- und Rechenergebnissen des kleinen Audioüberträgers TM019? Plausibel?

    Gruß

    Oli

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  • Ich habe versucht meinen bisherigen Ablauf systzematisch darzustellen. Ist mir das gelungen?

    Was hälst Du von meinen Mess- und Rechenergebnissen des kleinen Audioüberträgers TM019? Plausibel?

    Gruß

    Oli

    Ich finde, Du hast nachvollziehbar dargestellt, was Du gemacht hast und was dabei herausgekommen ist. Versuchsaufbau und Versuchsergebnis. Mir ist nicht klar, was eine Messung bei kurzgeschlossener Sekundärwicklung bedeutet. Hast Du damit das Koppelverhältnis berechnet?

    ((Wenn ich mit Excel eine Tabelle mache, dann nehme ich verschiedene Spalten für Eingabewerte und für berechnete Werte. Außerdem steht bei mir möglichst der Rechenfluss so, dass entsprechend der Reihenfolge Ergebnisse rechts und/oder unterhalb der Eingabegrößen stehen, was den Überblick erleichtert. Ich nehme an, Du hast aus dem Primärstrom und der Primärspannung die Primärimpedanz berechnet.))

    Was ich auch machen würde, wäre eine graphische Darstellung. Dabei würde ich mich primär an den Messbedingungen (Frequenz und Spannung) orientieren. (Nicht an den Gerätebezeichnungen.)

    Wenn ich's richtig verstanden habe, dann hat das Peaktech primär und sekundär mit verschiedenen Frequenzen 1kHz und 100Hz gemessen? Und im Datenblatt vom Übertrager steht, dass dessen Übertragungsbereich 300Hz...3,4kHz bei +/- 3dB ist. Bezug 0dB bei 1kHz. D.h. das Datenblatt sagt, dass es größere Unterschiede zwischen 100Hz und 1kHz geben wird.

    Vielleicht bin ich ja naiv oder blöd, aber ich würde nicht so schnell sagen, dass ein bestimmtes Messgerät "unbrauchbar" ist. Insgesamt bin ich allerdings der Überzeugung, dass das Windungszahlverhältnis (wenn bekannt) eine viel sicherere /einfachere Methode ist, um die Primärimpedanz zu bestimmen.

    Ich hatte bisher nur einmal wirklichen Bedarf, die Induktivität eines OT zu kennen. Das ist für die Bestimmung der unteren Grenzfrequenz eines SE- Verstärkers. Dummerweise müsste man dafür mit der relevanten Stromstärke und mit ???50Hz??? messen. Für einen Netztrafo wäre ja wohl auch 50Hz richtig.

    Witzig finde ich, dass das von mir so geschätzte Diciol Buch, das sonst schon ganz nett in die Tiefe geht, bewusst ganz ganz dünne wird, wenn es um den Ausgangs- Trafo geht. Es wird das Problem angesprochen, dass man gerade bei tiefen Frequenzen eine hohe Induktivität braucht. Herr Diciol ist aber ein HiFi Fan und schwört auf Gegenkopplung.....

    Ich schaue mal, ob ich für den Conradübertrager eine Messreihe mit dem Signalgenerator hinkriege.

    Gruß Christof

    P.S.: Datenblatt NTC 50 Ohm für Einschaltstrombegrenzung würde mich schon noch interessieren.

  • Moin,

    danke für die Antwort einen Signalgenerator habe ich leider nicht

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    Gruß,

    Micha

  • Hi Christof,

    Mir ist nicht klar, was eine Messung bei kurzgeschlossener Sekundärwicklung bedeutet. Hast Du damit das Koppelverhältnis berechnet?

    Ja genau.

    Ich nehme an, Du hast aus dem Primärstrom und der Primärspannung die Primärimpedanz berechnet.

    Auch richtig.

    Was ich auch machen würde, wäre eine graphische Darstellung.

    Das übersteigt leider mein LTSpice Können. Arbeite aber dran.

    Hier gibts den auch:

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    Kann man kaum was falsch machen...

    Wenn ich's richtig verstanden habe, dann hat das Peaktech primär und sekundär mit verschiedenen Frequenzen 1kHz und 100Hz gemessen?

    Nein, nur im Messbereich 20H. Primär hatte es 10,41H im Messbereich 11H gemessen. Da misst es noch mit 1kHz.

    Insgesamt bin ich allerdings der Überzeugung, dass das Windungszahlverhältnis (wenn bekannt) eine viel sicherere /einfachere Methode ist, um die Primärimpedanz zu bestimmen.

    Ich auch. Die Windungszahlen kann schließlich kein Messgerät verändern. Ich habe folgenden Versuch gemacht. Impedanz der Primärseite des TM019 mit UT612 bei 1kHz gemessen. Sekundär ein Poti angeschlossen und solange gedreht, bis primär 10k angezeigt wurde. Dann den eingestellten DC Widerstand des Potis gemessen: 606 Ohm.....Das hat mich schon irgendwie beeindruckt.

    Habe gerade noch eine Relaisspule und eine Festinduktivität durchgemessen. Fehlt nur noch die Oszimessung und die Aufarbeitung fürs Forum.

    Im Anhang das Datenblatt. Habe die 50 Ohm/1,9A Variante. Davon 4 in Serie.

    Gruß

    Oli

    Gönn Dir mal das Teil,für nen Appel und Ei,sehr nützlich:

    Danke für den Tip. Schaue ich mir heute Abend in Ruhe mal an...

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    Einmal editiert, zuletzt von Oli (16. Januar 2022 um 12:20)

  • Wenn ich mir (noch) einen Funktionsgenerator kaufen würde, dann würde ich ganz besonders auf die Wobbel-Möglichkeiten achten. Wenn man "schöne" Frequenzgangkurven mit dem Oszi aufzeichnen möchte, braucht man einen Trigger beim Wobbelstart und log. Frequenzteilung über der Zeit.

    Für dieses Thema hier wäre ein "Leistungs-Signalgenerator" gut, der auch einen gewissen Output bringt.

    Danke für's Datenblatt!

  • Hi Christof,

    habe mal die Messsignale der einzeleln Geräte auf dem Oszi angeschaut. Nur das UT612 misst mit einer Sinusspannung. Das Voltcraft macht irgendwelche Decrescendo Signale und das Peaktech Sinus mit zwischendurch Rechteckimpulsen und Zacken. Wie das intern dann verrechnet wird bleibt ja geheim.

    Folglich muss man die "Qualität" der Geräte anhand der Messergebnisse eines Bauteils mit bekannter Größe abschätzen. Man bräuchte also eine Referenz- bzw. Eichinduktivität. Von daher kann ich nur noch zwei Messreihen beisteuern - einmal an einer Relaisspule und einmal an einer Festinduktivität. Hier sind die Messwerte wenigstens 100% reproduzierbar und die Anzeigen 100% stabil. Auch lassen sich die Werte nicht durch ändern der Messfrequenz des UT612 verändern.

    Im Anhang die Tabelle. Anscheinend ist es nicht einmal trivial die Induktivität einer Relaisspule zu messen, bzw. die Messergebnisse zu interpretieren.

    Gruß

    Oli

    PS: Interessiert dich die Simulation meiner ESB?

    Bilder

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  • Hi Christof,

    ist so was hier:

    https://www.reichelt.de/stehende-induktivitaet-11p-ferrit-100m-l-11p-100m-p73010.html?&trstct=pol_0&nbc=1

    Sieht zumindest so ähnlich aus - Hersteller steht keiner drauf nur das übliche "104J".

    Die Datenblätter sind im Anhang.

    Wenn ich die Datenblätter richtig verstehe, dann wurde die Induktivität mit 20 kHz gemessen und der QFaktor bei 25 kHz.

    Ich habe auch mal die Impedanz bei 100 Hz gemessen, die liegt niedrig bei etwas über 100 Ohm, deshalb dürfte auch die Parallelmessung bei 100 Hz ziemlich daneben liegen....wenn ich die BDA des UT612 richtig verstnden habe.

    Also wenn ich Elektroingenieur werden müsste, dann wäre ich DC-Elektroingenieur - für AC würde meine Intelligenz nicht reichen....

    Gruß

    Oli

  • Hi Oli,

    wenn ich schon mal so tief einsteige, dann wollte ich doch einen gewissen Abschluss finden. :)

    Objekt: Festinduktivität mit Ferritkern, unbeschriftet.

    Messung mit Komponententester TC1: L=2,2mH, 150Ohm

    Messung nach dieser Methode: Untitled (tiij.org) (Dort wird ganz oben der Widerstand in S angegeben, es handelt sich aber um Ohm!)

    Externer Widerstand 100Ohm, f=20kHz, U.Generator=1V: L=1,5mH


    Objekt: Conrad 516104 ELA Übertrager 10W, Microsoft Word - IZ 1892 CONRAD - ELMA TT, Certifikat transformatorjev z podatki.doc

    Betrachtete Wicklung: Primär 0 - 2,5W.

    Messung mit Komponententester TC1: L=4,2H (Dort wird die Zeit für Stromanstieg auf einen bestimmten Wert als Messmethode verwendet.)

    Messung nach dieser Methode: Untitled (tiij.org) :

    Externer Widerstand 1k.

    U.generator=1V; 1kHz: L=2,66H

    U.generator=1V; 50Hz: L= 3,78H

    U.generator=0,1V; 1kHz: L=2,54

    Die Reihenfolge ist seltsam, eigentlich hätte ich für kleinere Spannung einen höheren Wert erwartet und für kleine Frequenz einen geringeren. Diese Messungen sind aber mit ganz kleiner Stromauslastung.

    Bei Kainka Netztrafos als Ausgangsübertrager? (b-kainka.de) findet man für einen sehr ähnlichen Übertrager, dass bei diesem die Induktivität dieser Wicklung sich (um bis Faktor 5!) verringert, wenn gleichzeitig ein Gleichstrom durchfließt.

    0mA: 2,3H

    20mA: 1,6H (Anm: Effektivstrom für 2,5W bei Z=4000Ohm: 25mA)

    40mA: 1,1H

    80mA: 0,52H (dürfte ~Spitzenbelastung sein)

    Als Fazit kann man m.E. ziehen, dass man Spulen ohne Kern oder mit Ferritkern im mH-Bereich relativ gut (mit verschiedenen Verfahren) Abweichung Faktor ~1,5 messen kann. Mein TC-1 scheint eher hohe Werte zu messen. Das Mess/Auswerteverfahren "parallel" beim UTC scheint für die Anwendung hier problematisch (was wäre hier auch parallel?).

    Bei Trafos oder Spulen mit geschichteten Blechen (H-Bereich) muss man mit Größenordnungen leben, d.h. hier waren Abweichungen Faktor ~2 festzustellen. Bei hoher Vormagnetisierung durch Gleichstrom sinkt die Induktivität zusätzlich auf 1/5tel.

    Gruß Christof

  • Hi Christof,

    vielen Dank für die Ergebnisse. Für mich hat sich auch einiges geklärt.

    1) Theorie ist gut, versagt aber oft in der Realität, da sie oft vereinfacht, da sonst viel zu komplex

    2) Induktivität ist ein denkbar schlechter Parameter zur Trafosimulation, da schlecht zu bestimmen, zumindest mit einfach Messmethoden. Nicht zuletzt, da diese durch das Messverfahren selbst beeinflusst wird. Von Gerth habe ich Rückmeldung, dass sie zur Induktivität auch keine Daten haben, auch kein LTSpice Modell. Selbst das Windungsverhältnis hilft nur bedingt. TM019: 3,771:1 eigentlich müsste sein sqr(3,771) = 10k/0,6k, das wäre 14,22 = 16,67. Da ist eine Abweichung von über 15%....

    3) Mein Voltcraft LCR ist NICHT defekt :), das Peak Tech geht zurück, das UT612 brauche ich nicht wirklich - behalte es aber trotzdem, weil es Spaß macht!

    4) Spitz auf Knopf Simulationen gehen schief! Deshalb werfe ich eine Röhre raus, dann bin ich mit der DC Heizung auf der sicheren Seite.

    Habe Dank Euch viel dazu gelernt!

    Gruß

    Oli

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