Hallo zusammen,
hier nun mein angekündigter thread. Für alle die, die noch nicht im "kurze Frage" thread mitgelesen haben hier kurz der Hintergrund und wie ich darauf kam.
Eigentlich plane ich gerade einen Röhren-Preamp mit einem Ringkerntrafo, der drei Sekundärwicklungen hat. Da Ringkerntrafos gerne einen hohen Einschaltstrom haben, wollte ich (ob ich es nun tatsächlich technisch benötige oder nicht sei dahingestellt) eine mit einplanen. Ich wollte diese Einschaltstrombegrenzung möglichst einfach halten, aber dennoch effektiv. Geplant sind 4x50 Ohm Thermistoren, die nach kurzer Zeit per Relais überbrückt werden, damit sie sich gar nicht erst erhitzen und bei erneutem Einschalten gleich wieder den Strom begrenzen können. Nun ist die Relaissteuerung an sich kein Problem, jedoch die Versorgungsspannung hierfür.
Im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten, dies zu bewerkstelligen:
a) per kapazitivem Netzteil aus der Primärspannung, was mir jedoch nicht besonders behagt.
b) aus einer der Sekundärspannungen
Allerdings ist anzunehmen, dass durch die Einschaltstrombegrenzung die Sekundärspannungen nicht gleich bis zur Nennspannung anliegen, sondern darunter, aber wie viel? Ist es für ein sicheres Anziehen des Relais ausreichend, oder nicht? Und um diese Frage zu beantworten, wollte ich den Trafo per LTSpice möglichst genau simulieren.
Anhand dieses Videos (http://www.youtube.com/watch?v=muUwe8X51oY) erschien mir das relativ einfach. Also Trafo raus LCR Meter raus und schon ging das Problem los. Ich schaffe es einfach nicht, die Induktivität verlässlich zu messen, denn diese ist u.a. abhängig vom Zustand bei letzten ausschalten und lässt sich selbst durch niederfrequente Messungen beeinflussen. Hier konkrete Werte der Primärinduktivität:
1) vor Versuchsstart gemessen: 2.0H
2) Trafo primärseitig in die Steckdose, sekundär unbelastet, getrennt, gemessen: 3.0H
3) Trafo primärseitig in die Steckdose, sekundär mit 11W belastet, getrennt, gemessen: 1.7H
4) Trafo primärseitig mit 350mA DC belastet, getrennt, gemessen: 1.2H
5) Trafo primärseitig in die Steckdose, sekundär unbelastet, getrennt, gemessen: 2.8H
Da nach der Gleichung für ideale Trafos gilt : U1/U2=N1/N2=sqrt(L1/L2) wäre es prinzipiell gar nicht so schlimm gewesen, denn das Windungsverhältnis kann sich ja nicht ändern und somit auch nicht das Verhältnis der Induktivitäten, aber das Problem ist, dass ich keine stabilen Werte für L bekam, ständig steigende oder fallende Werte.
Bevor ich aber das bemerkt habe, dachte ich, mein Voltcraft LCR-9063 ist kaputt, habe mir dann ein Uni-T UT612 zugelegt und als das dann noch weniger plausible bzw. deutlich variable Werte und auch noch vom Voltcraft abweichende Werte zeigte dann habe ich noch ein Peak Tech 2175 bestellt. So, 3 Messgeräte, zig verschiedene Werte. Welchem vertrauen? Dem teuersten UT612, was die abweichendsten Werte besitzt, dem deutschen Produkt Peak Tech oder dem Billigheimer Uropa LCR-9063?
Dann kam Christof mit der Idee daher, einen bekannten Überträger durchzumessen. Haben ein Gewehr! In der bastelkiste lag noch ein Mouser TM019. Voller Hoffnung ein Blick ins Datenblatt: Von Induktivität keine Spur, aber dennoch wichtige Angaben, wie z.B. das Wicklungsverhältnis, aus dem man nach obiger Gleichung auf das Induktivitätsverhältnis schließen kann! Messblatt gemacht, alles eingetragen, berechnet. Die Werte des am nächsten am Datenblatt gelegenen Messgerätes in LTSpice gehackt, simuliert und was soll ich sagen? Eine riesen Überraschung! Primärimpedanz im Datenblatt 10k bei 1kHz und 600 Ohm Sekundärimpedanz, simuliert mit 9,822k! Grandios!
Aber seht selbst. Im Anhang das TM019 Messblatt, die LTSpice SImulation und das Datenblatt. Um die Dateie zu öffnen einfach das .jpg aus dem Dateinamen entfernen.
Aber heißt das, dass auch die absoluten Induktivitätswerte passen? Ich denke nein! Was denkt Ihr? Auch überrascht?
Gruß
Oli
PS: Einzig die Isolationskapazität, die ich so gemessen habe, wie der Mann im Video versaut alles, deshalb habe ich sie ignoriert.