Treble Booster mit Buffer ("Treble Screamer"?)

  • Hallo zusammen,

    Mich hat das Booster-Fieber mal wieder gepackt und ich suche nach Meinungen und Ideen zu einem vermutlich uralten Thema: Treble Booster und Buffer. :)

    Warum?

    Back to the Roots, ich bolze aktuell wieder wie früher tiefgestimmten Metal durch meinen SLO-Preamp und wie immer booste ich mit meinem Screamer. Irgendwie wurde mir der alte Screamer-Boost-Sound zu öde und ich hab meinen Chuck Norris Texas Ranger, eeeh, Rangemaster Klon, ausprobiert. Das lag mir sofort sehr gut und ich war hin und weg. Sofort musste noch ein anderer Treble Booster her, also habe ich aus der Restekiste (dadurch mit ein paar anderen Bauteilwerten, hatte nicht alles da) sowas wie den Naga Viper von Catalinbread geschustert nach diesem Schaltplan https://aionelectronics.com/wp-content/upl…cumentation.pdf. Und ich bin begeistert. Die simplen Erweiterungen zum Ranger, regelbarer Lowcut und Verzerrung am Transistor + Si statt Ge sind klasse. Mit meinem Splitter (= Buffer) klingt das ganze natürlich furchtbar nach Rasierklinge. Das bekannte "Problem" mit Fuzz/Treble Booster und der Eingangsimpedanz.

    Was?

    Ich hätte gerne einen Treble Booster mit Eingangs- und Ausgangsbuffer und schön wäre zudem noch die Möglichkeit, am Ende die Höhen noch etwas zu bedämpfen zu können, um nahtlos zwischen "Treble Boost" und "screameresque Midboost" regeln zu können. Am Ende also ein Naga Viper mit Buffern und Höhenblende.

    Wie?

    Dort stehe ich gerade und hier möchte ich um Hilfe bitten. Ich sehe folgende Gedankenpfade:

    a) Screamer modden

    b) Viper modden

    c) selbst planen und denken

    Ich tendiere zu b) bzw. c). Mir gefällt der dreckige Sound des (bei Bedarf) asymmetrisch clippenden Transistors im Viper/Ranger sehr gut, mehr als der Dreck aus den Dioden beim Screamer. Außerdem ist bis auf die einfach umzusetzende Höhenblende ja alles da, was ich mir wünsche. Grundsätzlich wäre die Schaltung wohl so aufgebaut:

    Buffer -> Lowcut -> Verstärkerstufe -> Highcut -> Buffer

    Wie würdet ihr Vorgehen, um den Sound der Originalschaltung ohne Buffer auf eine Variante mit Buffer zu übertragen? Ich kenne die Ideen zum Thema "Pickup-Ersatzschaltung" (http://www.muzique.com/lab/pickups.htm), halte die hier aber für nicht so sinnvoll. Vielleicht irre ich mich aber auch.

    Danke fürs Drüberlesen und einen schönen Tag, Leute!

    Max <3

    "Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann."
    - Antoine de Saint-Exupéry

    Einmal editiert, zuletzt von Moonshine (8. September 2021 um 12:09)

  • Mit einem Buffer am Eingang hat man aber doch wieder die Rasierklinge?!

    Wenn es nicht selbst zerren, sondern nur boosten soll, und das besonders die Mitten, lohnt sich ein Blick auf den VFE Focus:

    VFE Focus Schaltplan

    Es gibt einen Lowcut, Highcut und Boost. Also das, was ein Tubescreamer mit Gain auf 0 macht, nur genauer einstellbar.

  • Hi Thorsten,

    Klasse Link, danke vielmals! 8|

    Das Ding sieht richtig gut aus, richtig gut! Kommt auf meine Liste, wird gebaut! Aber ich muss auch noch DIY machen, also brauche ich den VFE Focus wohl zusätzlich :D

    Mit einem Buffer am Eingang hat man aber doch wieder die Rasierklinge?!

    Habe mich etwas ungünstig ausgedrückt glaube ich. Ich würde die Schaltung gerne mit Buffer aufbauen und den Rest so gestalten, dass es nicht nach Rasierklinge klingt. Alternativ könnte man natürlich auch den "Pickup-Simulator" schaltbar an den Eingang setzen.

    Was mir an Treble Boosters sehr gut gefällt ist diese Rohheit, die Obertöne und dieser prägnante, nicht ganz saubere Klang. Das hat der Screamer nicht in der Art. Hat auch nen charakteristischen Klang, aber nicht so "aufregend" wie die Treble Booster. Bisschen cleaner, steriler. Schwer zu beschreiben. 8o

    Lieben Gruß,

    Max <3

    "Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann."
    - Antoine de Saint-Exupéry

  • Ich würde die Schaltung gerne mit Buffer aufbauen und den Rest so gestalten, dass es nicht nach Rasierklinge klingt. Alternativ könnte man natürlich auch den "Pickup-Simulator" schaltbar an den Eingang setzen.

    Hallo Max,

    ich frag jetzt nicht, warum Buffer -- früher, im Open-Source-Usenet, hat mich das immer genervt, wenn bei jedem Neuzugang mit einer schrägen Frage gleich drei herbeisprangen, und dem OT erklärten, dass er das, was er will, gar nicht wollen kann, denn das ginge ja nicht ...

    O.k., deswegen kurz zu Trebleboostern. Stand der Fachwelt bezüglich Frequenzgang ist, dass es sich nicht nur um ein Kappen der Bässe und Mitten (kleiner Kondensator am Eingang), sondern auch der Höhen (Tiefpass von Tonabnehmer-Induktivität und geringem Eingangs-Widerstand des TB) handelt, so dass eigentlich ein regelbarer Mittenboost entsteht (wobei die Effekte sofort schwächer werden, wenn man das Volumenpoti zurückdreht und dadurch die beteiligten Widerstände größer werden).

    Letzteres verlierst du natürlich mit dem Buffer, der TB kann ja nicht "wissen", wie dein Poti gerade steht.

    Aber, wenn das Poti sowieso immer auf sein soll -- den LR-Tiefpass (TA-TB) könnte man vielleicht auch niederohmiger als RC-Tiefpass zwischen Buffer und TB einfügen, z.B. 1k auf einen schaltbaren C, so dass ein Tiefpass um 1kHz entsteht -- evtl. auch mit zwei Buffern, mit dem Tiefpass in der Mitte, dann kann der etwas hochohmiger sein. (Der Tiefpass sollte nicht mit dem TB interagieren.)

    Just my 2Cent

    Torsten

  • Hi Torsten,

    Herzlichen Dank für deinen Beitrag, der ist (wie immer) sehr willkommen! :)

    Die Frage nach dem "warum" ist durchaus berechtigt. Oftmals verwechselt man das "Was" mit dem "Wie", deshalb sind solche Rückfragen häufig sehr hilfreich.

    Die Funktionsweise eines Trebleboosters inkl. Verschiebung der Resonanzfrequenz durch Belastung des Pickups (niederohmiger Eingang für hochohmige Pickups) ist mir bekannt. Das daher rührende Phänomen der Interaktion mit dem Volumepoti ebenfalls. Ich habe ja jetzt zwei Treblebooster, die sich so (also normal) verhalten, also hätte ich gerne was zusätzliches.

    Kommen wir also zum "Was":

    Ich hätte gerne einen Treblebooster, der unabhängig vom vorgeschalteten Effekt/Gitarre funktioniert. Die spezielle Interaktion zwischen Volumepoti und TB brauche ich nicht. Soweit ich die Konzepte verstehe, brauche ich zur Entkopplung einen Buffer am Eingang. Da mit Buffer aber besagte Verschiebung der Resonanzfrequenz nicht auftritt muss ich ja irgendwie den Frequenzgang anders biegen. Nur nochmal zur Erklärung, warum ich das Thema überhaupt verfolge.

    Werde deine Vorschläge mal simulieren, genau das war ja mein Ziel!

    Danke Thorsten, lieben Gruß und schönes Wochenende,

    Max <3

    "Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann."
    - Antoine de Saint-Exupéry

  • Da mein Rechner wieder am Start ist bin ich in die Simulation eingetaucht. Es macht immer wieder Spaß zu sehen, auf wie vielen Wegen man nach Rom kommen kann ^^

    Aktueller Plan wäre, die beiden Filter und Buffer mittels Opamp zu realisieren. Wie ich das ganze regelbar mache muss ich noch überlegen. Außerdem bin ich noch unschlüssig, ob ich den eigentlichen Boost mit BJT oder JFET aufsführen soll. Momentan tendiere ich dazu, das als Boost mit mildem Overdrive-Potential zu gestalten. Außerdem hab ich wieder was neues gelernt und kann jetzt mit LTSpice auch Impedanzen berechnen. So ein cooles Tool, ich höre nicht auf, begeistert zu sein. Verständnisgewinn bei jedem Projekt, das macht Spaß.

    Wenn der erste Entwurf steht poste ich die Schaltung für Feedback.

    Danke für die Unterstützung!

    Lieben Gruß,

    Max <3

    "Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann."
    - Antoine de Saint-Exupéry

  • Hi zusammen,

    Nach einigen Simulationsexperten bin ich letztlich durch die vor ein paar Tagen im "Was soll noch ins Sortiment?"-Thread gestellte Frage nach dem "Defizzerator" wieder weiter gekommen:

    DEFIZZERATOR REVBc CLONE PCB - Share Project - PCBWay
    Guitar amps and/or speakers tend to emphasize extremely high frequencies, the Defizzerator can be used to roll off extreme highs after any pedals or buffers,…
    www.pcbway.com

    Das ist genau das, was Graue_Theorie vorgeschlagen hatte. Also habe ich meine fancy Ideen wieder verworfen und habe ganz stupide mal Baukasten gemacht mit:

    1. Buffer

    2. RC-Lowpass aus 1k und 47n+10k Pot zum Regeln (evtl. noch Kondensator schaltbar)

    3. Buffer

    4. Naga Viper

    https://aionelectronics.com/wp-content/uploads/2019/11/hydra_documentation.pdf

    Das ganze sieht vielversprechend aus. Man kAnn über Range und den Cut klassisch Trebleboost haben (nur Highpass) oder Fullrange-Boost oder Mittenboost (High- und Lowpass).

    Die Buffer würde ich mit einem TL072 realisieren.

    Poste Screenshots, Sim und Schaltplan, wenn ich Zeit am Rechner finde

    Lieben Gruß,

    Max

    "Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann."
    - Antoine de Saint-Exupéry

  • Hi zusammen,

    hier der erste, primitive Wurf:

    Und hier ein paar Spielereien mit Cut und Range (die beiden interagieren doch noch etwas, man vergleiche Cut und Range beides auf 100 % mit Cut auf 100 und Range auf 0 %...

    Cut auf 0, Range auf 0 (klassisch "Treble Booster" aka Rasierklinge)

    Range auf 0, Cut durchgesweeped. Regelweg gefällt nicht (mit log-Poti noch schlechter). Mal schauen, ob ich da nochmal was mache...

    Aber egal: Da könnte der Treble Booster Sound mit emulierter Pickupbelastung sein! Genau den suche ich wahrscheinlich.

    Cut auf 0 und Range gesweeped. Da kommt man in Richtung Full-Range Boost.

    Cut und Range auf 100. Midboost.

    Sieht erstmal gut aus.

    Lieben Gruß an alle interessierten Mitleser,

    Max

    "Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann."
    - Antoine de Saint-Exupéry

  • Hi,

    Wenn Du die beiden Filter direkt hintereinander setzt, dann kannst Du den 2. Opamp gleich als Booster nehmen und hast nicht die Nachteile dieser q1 Stufe: Rauschen, Dreck aus 9V, Verzerrung, Eingangsimpedanz.

    C1 groß genug?

    Wenn npn q1, dann mit Gegenkopplung über nur teilweise gebrücktem Emitter R. Ist halt keine Röhre....

    Gruß Christof

  • Hi Christof,

    Wie immer herzlichen Dank für deinen Input, der auch hier wieder hoch geschätzt wird! :)

    Die zweite Opamphälfte als Booster hatte ich zwischenzeitlich stark favorisiert und simuliert. Aber dadurch verliert man einige klangliche Besonderheiten der Treble Booster Schaltung.

    Ein Treble Booster ist ja kein linearer und cleaner Boost, der einfach nur Lowend wegschneidet. Da passiert ja, trotz bzw. wegen der einfachen Schaltung noch viel mehr.

    ElectroSmash - Dallas Rangemaster Treble Booster Circuit Analysis

    Ja, das wäre die originale Germanium-PNP-Version. Aber die Besonderheiten kann man auch mit Si und NPN erhalten.

    Besonders ist ja vor allem das asymmetrische Clipping durch das Biasing. Das könnte man natürlich auch mit nem Opamp simulieren mit Dioden im Feedbackzweig. Aber ich bin irgendwie nie so ein Fan von dem ganzen Opamp+Clippingdioden Zeug. :/

    Die Beschaltung habe ich aus dem Naga Viper (Hydra, verlinkt oben) übernommen. Was ist daran falsch?

    Lieben Gruß und danke,

    Max <3

    "Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann."
    - Antoine de Saint-Exupéry

  • Ein Treble Booster soll aber - zu nem gewissen Grad - zerren. Nicht wie ein Overdrive, aber ein Treble Booster ist keinesfalls ein "das Lineal" mit Lowcut.

    "Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann."
    - Antoine de Saint-Exupéry

  • Ich hab Ewigkeiten das Konzept nicht verstanden. Habe mich immer gefragt, weshalb man einen Booster braucht, der einfach nur Höhen anhebt. Bis mal aus Spaß einen gebaut und bisschen nachgelesen hatte.

    Die Bezeichnung ist eigentlich schon völlig falsch, aber historisch gewachsen.

    "Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann."
    - Antoine de Saint-Exupéry

  • So, ich habe obige Schaltung mit ein paar Abwandlungen aufgebaut. Funktioniert. Aaaaaaber, was nicht funktioniert ist das wichtigste Element des Projekts und zwar der Tiefpass zwischen den beiden Buffern. Ich verstehe nicht, warum. Laut Simulation müsste damit ein drastischer Lowpassfilter realisierbar sein. In der Praxis tut der Regler nichts, bzw. so wenig, dass ich mir den Effekt u.U. sogar nur einbilde. Aufgebaut habe ich sogar mit C4 = 100 nF und CUT-Poti von 5k.

    Weiß jemand Rat? Muss ich den 1k vergrößern und dafür den Kondensator verkleinern? Und falls ja: Warum?

    Danke und lieben Gruß,

    Max

    "Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann."
    - Antoine de Saint-Exupéry

  • Hi Micha,

    Danke dir, mir sind grundsätzliche Varianten von aktiven Filtern bekannt. Habe ich ja schon im Splitter mit Crossover verwendet, den ich schon gebaut hatte. Und oben habe ich ja noch ne Ressource verlinkt.

    Laut Simulation müsste die Variante, die ich oben im Schaltplan habe, ja auch gut funktionieren. Tut sie aber nicht.

    Bräuchte also konkret dazu Ideen. :/

    "Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann."
    - Antoine de Saint-Exupéry

  • So, ich habe obige Schaltung mit ein paar Abwandlungen aufgebaut. Funktioniert. Aaaaaaber, was nicht funktioniert ist das wichtigste Element des Projekts und zwar der Tiefpass zwischen den beiden Buffern. Ich verstehe nicht, warum. Laut Simulation müsste damit ein drastischer Lowpassfilter realisierbar sein. In der Praxis tut der Regler nichts, bzw. so wenig, dass ich mir den Effekt u.U. sogar nur einbilde. Aufgebaut habe ich sogar mit C4 = 100 nF und CUT-Poti von 5k.

    Weiß jemand Rat? Muss ich den 1k vergrößern und dafür den Kondensator verkleinern? Und falls ja: Warum?

    Danke und lieben Gruß,

    Max

    Relevant ist ja der 1k und der 100nF für die Übergangsfrequenz, die damit bei 1600Hz liegt, was ja schon ziemlich hoch ist.

    Wenn's nicht funktioniert, hast Du vielleicht versehentlich etwas anderes gebaut als simuliert?

    Gruß Christof

    Edit: Diese Art von Filter ist eher nicht "drastisch" in ihrer Steilheit.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!