Madamp G3 für Jazz: James Tonestack und Reverb

  • Ich hatte in diesem Forum vor einem Jahr schon mal einen Vorschlag gezeigt, wie man aus dem G3 einen etwas wärmeren Klang herauskriegen kann, indem man die Klangregelung durch einen James Tonestack ersetzt. Damit war ich eigentlich die ganze Zeit schon sehr zufrieden, der Madamp ist absolut jazztauglich! Das einzige, was mir fehlte, war ein Reverb. Nun habe ich mich endlich dran begeben und eins eingebaut.

    Ganz ohne Stilbrüche ging es allerdings nicht. Artgerecht wäre ein Reverbtank mit Klangfedern gewesen, der selbstverständlich mit Röhren zu betreiben wäre. Den hätte ich aber in das Gehäuse nicht hinein gebracht und der Aufwand wäre dann doch sehr groß geworden. Dazu kommt noch, dass mir der Klang der Federn einfach nicht so gut gefällt, wie der Sound der modernen digitalen Varianten. Letztlich habe ich mich daher für den Baustein "Accutronics BTDR-2H-M Reverb" entschieden, den man bei http://www.musikding.de bekommt.

    Im Anhang findet ihr den Schaltplan. Wie man sieht, habe ich das Signal hinter dem Klangregler am Lautstärkepoti abgenommen. Ursprünglich wollte ich das Signal hinter der V2a-Röhre abgreifen, die das Signal für den Phaseinverter wieder auf höhere Pegel bringt. Allerdings waren diese Pegel eben viel zu hoch für die 5V-Technik des Reverb-Bausteins. Das Signal mit einem Spannungsteiler zu bändigen, ging natürlich, aber danach hätte ich es wieder verstärken müssen. Bei meiner Variante bleiben alle Pegel innerhalb der 5V und die Dinge bleiben drastisch einfacher.

    Das Lautstärkepoti ist sehr hochohmig, daher habe ich einen JFET als Buffer eingesetzt. Das wollte ich eigentlich vermeiden, ich hätte es lieber gesehen, wenn das trockene Signal den alten Weg durch die Röhren genommen hätte und nur das Reverbsignal Transistoren gesehen hätte. Ich tröste mich damit, dass ein JFET im Grunde ja auch eine Röhre ist, nur ohne die eingebaute Betriebsanzeige und mit weniger Volt (Zitat von Dave's EEV-Blog auf Youtube).

    Der Widerstand 4k7 am Abgriff des Potis war nötig, weil der Verstärker sonst bei Vol=0 massiv ins Schwingen geriet. Es war noch das Problem zu lösen, dass die Spannung zwischen der Heizung und den Kathoden der Röhren unter 100V bleiben sollte, was im Original durch die Zentrierung der Heizspannung und die Anhebung auf das Potential der Kathode der dritten Röhre gelöst wurde. In meiner Variante habe ich die 10V einfach mit Minus der Reverb-Platine verbunden, was auch zum Ziel führt.

    Zum Schluss hatte ich noch mit einem unangenehmen 100Hz-Sirren im Lautsprecher zu kämpfen. Der kleine 100nF-Kondensator am Gleichrichter genügte erst mal, um die Spikes zu entfernen, die dadurch entstehen, dass die Dioden im Gleichrichter bei Umkehr der Stromrichtung nicht sofort sperren. Die wesentliche Ursache war dann aber ein zu kleiner Glättungskondensator hinter meinem Gleichrichter. Der Reverb-Baustein zieht satte 100mA und saugte in jeder Halbwelle den ursprünglich eingebauten 470µ-Kondensator leer. Mit den 1000µ kehrte dann Ruhe ein.

    So, jetzt funktioniert das Ding und macht mir viel Spaß. Jetzt ist meine Ausrede futsch und ich muss wohl wieder Gitarre üben ...

    Veit

  • Kurzer Nachtrag:

    Zwei Kleinigkeiten sind noch übrig geblieben, um die ich mich demnächst mal kümmern muss. Zum einen ist der Verlauf des Lautstärke-Potis jetzt etwas nichtlinear geworden, d.h. von Null bis 50% ändert sich die Lautstärke relativ wenig, auf dem letzten Drittel dann recht stark. Das liegt einfach daran, dass der Spannungsteiler vor dem FET für das 1M-Poti eine sehr niederohmig Belastung darstellt. Die beiden Widerstände von 330k und 1M zur Einstellung des Bias wirken für das Signal als Parallelschaltung, d.h. das Poti wird mit 248k belastet. Das lässt sich verbessern, wenn man den Spannungsteiler hochohmiger macht und/oder ein Poti mit niedrigerem Widerstand wählt. Letzteres verändert dann allerdings den Frequenzgang des Tonestack, was man mit dem bekannten Tone Stack Calculator checken und nachoptimieren kann (http://www.duncanamps.com/tsc/).

    Das zweite Problem ist die Beschriftung der Frontplatte. Wie man auf dem Foto sieht, habe ich das Reverb-Poti anstelle des alten MID-Reglers eingebaut. Der Font "Arial Black" kommt den alten Beschriftungen zumindest sehr nahe. Ich habe einfach ein Schildchen "Rev" ausgedruckt und mit Tesa über das Mid-Label geklebt. Mal sehen, wie man das schöner machen kann.

  • Noch ein Nachtrag:

    Ich war nicht zufrieden mit dem Klang des Visaton BG20 in der offenen Box, ich hatte mit ausgeprägten Resonanzen zu tun und der Sound war mir zu unausgewogen. Die Rückwand musste ich aber zur Kühlung der Röhren notgedrungen offen lassen. Jedenfalls habe ich inzwischen noch eine geschlossene Box gebaut mit dem BG20, einer Spule mit 1mH und einem Volumen von 15 Litern. Das hat noch mal richtig was gebracht, der Klang ist jetzt wesentlich runder und harmonischer!
    Wenn ich das Ding jetzt woanders aufbaue, stöpsele ich den eingebauten Lautsprecher ein, wenn der Amp im Regal steht, spiele ich über die neue Box.

  • Hm, das mit dem Hochtonkegel ist auf jeden Fall ein interessanter Tip und ich bin sehr, sehr versucht, das auszuprobieren. Allerdings, ab ist ab ... Gibt es irgendwo Erfahrungsberichte oder Messungen dazu?

  • kuck dasde net die Schwingspule oder Anschlüsse mit schlachtst, lass par mm stehen, scharfer kleiner Saitenschneider oder Fingernagelknipser oder Skalpell nehme :thumbup:
    und ansonsten is wie beim Friseur ;)

  • Ich hab's gemacht ... und bin baff! Der Ton ist viel weicher, die Schärfe ist weg und ich bin diesen metallischen Unterton los, der immer drin war. Jetzt bin ich wirklich ganz nahe dran, an meinem Wunschklang. Der Rest ist vermutlich Spieltechnik. Vielen Dank für den Tip!

    Ich hätte nie gedacht, dass dieser kleine Konus so einen Unterschied macht. Vor allem, weil ich ja den warmen Jazz-Sound suche. Das heißt, ich spiele nie verzerrt und das komplette Spektrum bleibt im Wesentlichen unter 5kHz. Da der Hochtonkegel ja eigentlich für die Frequenzen darüber zuständig ist, hatte ich nicht erwartet, einen großen Unterschied rauszukriegen. Jetzt würde ich tatsächlich gerne verstehen, wie das funktioniert.

    Da du dich ja offenbar gut auskennst mit den Lautsprechern: Hast du einen Tip für einen reinrassigen Gitarren-Lautsprecher mit besserem Wirkungsgrad, der gut für Jazz taugt?

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