Hilfe! Yamaha G100 (gilt auch für G50) Optimierung Zerrsound?

  • Hallo allerseits,

    ich habe eigentlich mit meinen clean fantastisch klingenden Verstärkern des Typs Yamaha G50-II und G100-II mit dem Screamer sowie einem Big Muff Triangle Bausatz vorne dran einen super Sound, aber jetzt hat es mich gepackt, und ich versuche verzweifelt, den schrecklich klingenden Zerrsound in den Griff zu bekommen, ich kriege das aber leider nicht hin und suche hier nach Hilfe!

    Ich spiele Bluesrock und suche nach einem Crunch-Sound, der bei zurück gedrehtem Volume oder sanftem Anschlag auch clean spielen kann und dann sanft in den Breakup übergeht. Die Yamahas neigen zu einer zischenden Wiedergabe, wobei im Breakup Übergang hauptsächlich die hohen Töne verzerren, die tiefen sind noch clean, und diese Verzerrung der hohen Töne ist sehr scharf, zischt kurz auf und klingt wieder ab. Schrecklich.

    Einen Auszug aus der Schaltung habe ich als Anhang beigefügt. Soweit ich das nachvollziehen kann: NJM 4558D treibt zwei 2SK30A JFETs, vor denen ist in hard clipping mit zwei IS1555 Dioden.

    Was ich bisher gemacht habe:

    • Entfernen der Dioden, da ich diese IS1555 im Verdacht hatte, so scharf zu clippen. Folge: keine Zerre mehr, auch wenn Gain voll aufgedreht ist.
    • Zusätzlich Erhöhen der Verstärkung des vorgeschalteten 4558 OpAmps, um die nachgelagerten JFETs in die Sättigung zu treiben, die sollen ja wie MOSFETs eine angenehme Zerre erzeugen. Zunächst habe ich den 4,7kOhm Feedback Widerstand am OpAmp durch 32kOhm ersetzt. Folge: Massivste Verzerrung, scharfes Zischen. Ich bin dann auf 10kOhm zurück gegangen, das war ganz angenehm, aber das Zischen bleibt dennoch erhalten. Insges. hat der Amp jetzt deutlich mehr Zerre und auch weniger Zischen, aber weg ist das Zischen nicht.
    • Ich habe mir einige 1N4148 Dioden bestellt, und drei Stück, zwei in Reihe, eine parallel anders rum, und anstelle der Ursprungsdioden eingebaut. Die 1N4148 sollen ein weicheres Breakup machen, mit den Dreien hoffte ich auf ein angenehmes asymmetrisches Signalverhalten. Zunächst mit 10kOhm Feedbackwiderstand. Folge: noch etwas mehr Zerre, immer noch Zischen. Dann mit dem 4,7kOhm Ursprungswiderstand: Klingt sehr ähnlich zum Ausgangsverhalten, ich muss feststellen, dass die IS1555 Dioden ihre Sache ganz ordentlich gemacht hatten.

    Jetzt bin ich mit meinem Latein am Ende. Ich habe noch drüber nachgedacht, den 330pF Kondensator, der parallel zu den Dioden liegt, durch einen höheren Wert zu ersetzen, im OCD sind da z.B. 1nF. Aber ich befürchte, dass der Sound dann noch muffiger wird, der Zerrkanal ist bereits jetzt keine Ausgeburt an Strahlen.

    Was ich gar nicht verstehe, ist die Funktion des ersten der beiden JFETs, daher kann ich auch nicht abschätzen, ob dort das Zischen entsteht. Meine Befürchtung ist, dass entweder die OpAmps oder einer der beiden JFETs das Zischen erzeugt, ich weiss aber nicht, wer, und wie in den Griff kriegen. Am Ende ist das evtl. einfach ein Scheiß Schaltungsdesign und ich werde den Amp weiterhin nur clean spielen, aber so schnell will ich nicht aufgeben.

    Kann mir jemand erklären, was der erste JFET macht, der über Umwege am Fußschalter hängt, ob dort das Zischen herkommt, ob ich den einfach abklemmen oder sonst irgendwie beherrschen kann, oder ob es sonst Ideen gibt, doch noch einen guten Sound hinzubekommen?

    Danke für Tipps und Kommentare!

    LG Andreas

  • hallo,

    ein Ansatz wäre die beiden Siliziumdioden durch Germanium- zu ersetzen und den in der Nähe befindlichen 330p Kondensator auf mindestens 1nF zu erhöhen.

    Gruß, loco

  • Hi,
    Sorry für die ganz blöde Antwort. Du brauchst einen Röhrenamp. Die Yamaha Leute haben sich ganz sicher redlich bemüht einen Röhrensound hinzukriegen. Und die sind gut. Ich habe von denen ne hifi Anlage.
    Sorry noch mal, Christof

  • Hallo Andreas,

    Christof hat schon Recht, denn die Dynamik eines Röhrenverstärkers ist schwierig mit einem Transistoramp zu erreichen.
    Die günstigere alternative Lösung ist mit Pedals wie die von Catalinbread oder Wampler (Edit: als Beispiel, es gibt viele mehr) zu arbeiten, wenn der Amp eine gute "pedal platform" bietet. Diese gibt es auch als DIY Projekte.

    Wenn ich keine Röhrenamps einsetze, dann erreiche ich mit dem Wampler Plexidrive oder dem Pinnacle genau dieses Resultat, dass Du Dir vorstellst.
    Je nach Poti Stellung an der Gitarre von Clean/leicht angecruncht bis volle Lotte, sehr nahe am Verhalten eines Marshalls. Erst bei der Verwendung eines "Originals" hört man ein µ mehr...

    Rock on,
    Jochen

    Edit2: wenn Du Kohle hast, dann schaue Dir mal die Pedals von Fredamp an, ich zucke immer mal wieder eins zu testen ...

  • Danke für die Hinweise, das ist aber wohl falsch rüber gekommen. Ich habe schon Röhrenamps besessen, darum geht es nicht, sondern an dem gemeinsamen Spaß am basteln. Einen Bodentreter, der das kann habe ich auch schon, ich habe einen Jojo Ultimate Drive weitgehend auf OCE Specs umgebaut, klingt klasse. Aber ich habe den Ehrgeiz, die Yamahas hinzubekommen, und da scheitere ich. Dass die Yamaha Leute was können, zeigt der clean Kanal. Drei Yamahas haben inzwischen zwei blackface Fenders bei mir ersetzt. Aber die Amps sind aus den frühen 80ern, da wusste man es evtl. noch nicht besser? Interessant ist der Hinweis auf den Wampler Plexidrive, der ja offensichtlich auch auf zwei übersteuerten JFETs basiert, genau wie der Yamaha - also muss das doch in den Griff zu bekommen sein!?!
    Hat keiner ne Idee, was zu tun ist? Kann das an einem falschen Arbeitspunkt der Transistoren liegen? Was macht der obskure erste JFET?
    LG Andreas

  • Die beiden FETs haben mit dem Zerren nix zu tun. Der TR102 fungiert nur als Schalter und der TR101 dient als Impedanzwandler.
    Die ganze Verzerrung erledigen offensichtlich die beiden antiparallel geschalteten Dioden D105/106 (zumindest laut Schaltplanauschnitt)
    Versuch doch zuerst den Tip von Loco mit dem 330p. Vielleicht löst alleine das schon dein Prob.

    Gruss
    Chris

    :P Ich liebe Blondinen :P

  • Ok, Du hast schon Röhrenamps. Was der Fet macht hatte ich ja schon geschrieben.
    Meine persönliche Meinung ist, dass beim Bluesigen Crunch die Endstufe großen klanglichen Einfluss hat. Ich würde sozusagen die Vorstufe eher clean betreiben und schauen, ob ich der Endstufe eine hohe Ausgangsimpedanz verpassen kann und ob man diese in die Sättigung bekommt. Neulich hat Roseblood hier irgendwo eine Schaltung gezeigt, da war dem Lautsprecher einfach ein Widerstand vorgeschaltet, was man bei Röhre ja nicht machen dürfte. Wie bei einem Röhrenamp fängt mit der erhöhten Ausgangsimpedanz dann der LS und das Cab an den Klang stärker zu färben.
    Gruß Christof

  • Danke für die Hinweise, das ist aber wohl falsch rüber gekommen. Ich habe schon Röhrenamps besessen, darum geht es nicht, sondern an dem gemeinsamen Spaß am basteln.

    Hallo Andreas,

    alles klar, die erste Reaktion ist halt "kauf Dir einen richtigen Verstärker". ;)

    Trotzdem glaube ich nicht, das man einem alten Hund neue Tricks beibringen kann. Wann dann müsste man mMn die komplette Schaltung im Verzerrkanal auszutauschen bzw anpassen.

    Viel Erfolg, Gruss
    Jochen

  • Tr102 sieht von der Beschaltung her aus wie eine wechselseitige Mute-schaltung der Kanäle. Tr102 ist damit aus der zerr-thematik raus. Eine Idee hätte ich jedoch Mal in den Raum zu werfen: die zerre hinter der Klangregelung zu platzieren erfordert (zumindest meinen Erfahrungen nach) relativ viel nachfiltern um zu brauchbaren Ergebnissen zu kommen (siehe Mesa Mark 5 z.b.). Hast du den Rest des schaltplans auch? Gibt es evtl einen Punkt vor der Klangregelung wo sich das günstiger platzieren ließe?

  • Hallo!
    Eine Diodensäge klingt eben wie eine Diodensäge. Wer das nicht mag (dazu gehöre auch ich) verwendet eine Pre-/Postklangregelung und/oder nimmt anstelle der 1S1555 ein mehr oder weniger komplexes Diodennetzwerk und/oder hat die Möglichkeit...

    die beiden Siliziumdioden durch Germanium- zu ersetzen

    Also viel Spaß beim experimentieren!
    Gruß, Loesti

  • Guten Morgen und Danke, super Infos!

    Anbei der gesamte Schaltplan. Vor dem tone stack geht vmtl. nix, der ist ganz vorne.

    Was ich mich mit den neuen Infos frage: wenn die Zerre ausschließlich von den Dioden kommt:

    • was hat denn dann gezerrt, wenn keine Dioden drin waren und ich die Verstärkung des Opamps IC2/1verdoppelt habe?
    • Kann ich nicht einfach durch entsprechende Erhöhung des Ausgangs am IC2/1 den Tr101 in die Sättigung treiben?
    • Was wäre denn, wenn ich den Feedback Zweig des IC2/1 erhöhe und dort die Dioden reinpacke, das wäre leicht umsetzbar und wäre ein soft clipping?

    Danke für die Diskussion. Jetzt muss mir erst mal ein paar Germanium Dioden und Kondensatoren im 1pF Bereich besorgen ...

    LG Andreas

  • Auch so Guten Morgen,

    Der Reihe nach:

    • ohne Dioden hat m.m. der FET geklippt
    • sicher, aber ein einzelner FET klippt immer mehr oder weniger asymmetrisch, d.h. man erhält aufgrund der quadratischen Kennlinie sehr viele relativ scharf klingende geradzahlige Harmonische.
    • man kann die Dioden auch in den Feedbackzweig des OPAmp packen, das empfiehlt sich aber insbesondere für Highgain. Mit nur 2 Siliziumdioden ist aber auch das dann ein "Hardklipping". Die Germaniumkennlinie ist da etwas "runder". Ähnlich klingt es mit einem kleinen Reihenwiderstand zu den Klippingdioden. Oder man nimmt zwei Klippingpaare in Reihe und setzt dem einen zusätzlich noch einen Widerstand parallel. Da kann man dann auch wieder einen Reihenwiderstand zufügen, usw., so wird das Klipping auch mit Siliziumdioden "soft". Bei sehr komplexen Netzwerken empfehlen sich Schottkydioden aufgrund ihrer geringeren Durchlaßspannung.

    Gruß, Loesti

  • Nomal danke!

    In Summe denke ich, dass ich es mit leicht erhöhter Verstärkung des Opamp und einer Optimierung der nachgelagerten Diodenschaltung versuchen werde, durch Asymmetrie und Nutzung eines Reihenwiderstandes, gleichzeitig Erhöhung des parallelen Kondensators, um etwas Höhen raus zu nehmen. Beim Kondensator wurden ja schon mehrfach 1pF empfohlen. Was wäre denn ein guter Einstiegs-Widerstandswert in Reihe zu einer oder zwei Si Dioden, hier hatte ich mal 50kOhm gesehen http://www.diystompboxes.com/cnews/mods.html?

    @Loesti: Gruß von Weikersheim nach Würzburg!

    LG Andreas

  • Nochmal Hallo!

    Zwischen OPAmp und Dioden sind hier 10k, d.h. der zusätzliche Reihenwiderstand zu den Dioden sollte deshalb deutlich kleiner ausfallen. Vielleicht mal 2k2 oder 4k7 probieren oder einen 5k-Trimmer und nach Einstellung des "Wunschsound" herausnehmen, ausmessen und einen entsprechenden Festwiderstand einsetzen. Willst Du eine einzelne Diode zusätzlich asymmetrieren sollte der entsprechende Widerstand nochmals deutlich kleiner ausfallen also vielleicht 560 oder 820 Ohm. Der Kondensator sollte in der Gegend von einigen nF (Nanofarad, nicht Piko-!) liegen.

    Soso, aus Weikersheim - schau an, die Welt ist klein,
    dann an die Tauber einen Gruß zurück vom Main!

    Loesti

  • Hallo!

    @ Andreas, kleines Update: im T102, dem 2SK-"Mute"-MOSFet ist auch schon eine (Silizium-)Reversediode (zum Schutz gegen Verpolung) integriert und die zerrt in der negativen Halbwelle in jedem Falle kräftig mit. D.h. wenn Du hier Softklipping betreiben möchtest, brauchst Du hierfür unbedingt Dioden mit geringerer Durchlaßspannung, also Germanium oder Schottky! Schon komisch diese Leute von Yamaha: "sparen" sich (und ihren Kunden) den Vorwiderstand bei den Dioden, aber bauen eine Diode für die Katz' ein, wo im MOSFet doch schon eine drinnen ist.

    @ Jochen: geht mit ungerader Diodenzahl oder Vorwiderständen oder auch mit unterschiedlichen Dioden. LEDs reißen aber sogar noch etwas schärfer als z.B. die 1N4148. Eine rote LED mit Widerstand antiparallel zur Reihenschaltung von zwei 1N4148 stelle ich mir recht interessant vor (natürlich nur, wenn nicht wie hier schon die Reversediode vorher abschneidet).

    Grüße, Loesti

  • Hallo,

    Sähe das dann z.B. wie beigefügt aus?

    Was wären denn gute Typen von Ge- oder Schlotky-Dioden, die eine weiche Kennlinie und eine niedrige Durchlassspannung aufweisen? Mit der niedrigen Spannung nimmt aber auch der Output ab, korrekt?

    Ich frage mich zusätzlich, ob ich den T102 nicht einfach entfernen kann, ein mute scheint mir unnötig, da dahinter ein Kanalumschalter kommt, es geht also eh nichts durch, dafür zischt aber immer die Diode mit?!?

    Lg Andreas

  • Würde den Mute FET in Ruhe lassen. Der stört doch nicht, hilft aber dabei, das Übersprechen zum Clean Kanal zu unterdrücken.
    Hast du denn schon den Tip von Loco (mit dem C) ausprobiert ? :S

    was hat denn dann gezerrt, wenn keine Dioden drin waren und ich die Verstärkung des Opamps IC2/1verdoppelt habe?

    Da hat sicher der OPAmp selber und evtl war auch der FET (TR101) übersteuert.
    Messen würde Gewissheit bringen ;)

    Gruss
    Chris

    :P Ich liebe Blondinen :P

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