Der C-Switch - (k)einer für alle?
(Der vollständige und stets aktuelle Artikel ist immer in der Knowledge Database der Guitar-Letters zu finden.)
Einleitung
Über die Bedeutung eines parallelen Lastkondensators als Mittel zur Klangveränderung bei den Magnettonabnehmern einer Elektrogitarre hat Helmuth Lemme bereits 1977 in seinem Buch "Elektro Gitarren" hingewiesen. Mit einem C-Switch als Lastkondensator lassen sich verschiedene Klangfarben erzeugen. Aus elektrotechnischer Sicht ist der C-Switch immer nur ein Bestandteil eines linearen Filters, der für die "elektrische" Klangeinfärbung verantwortlich ist. Er wirkt also immer zusammen mit den anderen Komponenten in der Elektrogitarre. In der Gitarrenelektronik wird er von Lemme auf drei verschiedene Weisen eingesetzt:
- Als paralleler Lastkondensator um die Resonanzfrequenz des Tonabnehmers zu verringern,
- als Ersatz des Kondensators für die Tonblende, was auch eine Resonanzverschiebung bedeutet, und
- in Reihe zum Lautstärkeeinsteller geschaltet als Bass-Schalter zur Absenkung der tiefen Frequenzen.
In diesem Artikel werden wir uns hauptsächlich mit der Wirkung des C-Switch als veränderlicher Lastkondensator beschäftigen. Der Frage, ob ein solcher Resonanzschalter wirklich als Ersatz der Tonblende dienen kann, wird hier nicht weiter verfolgt werden.
Helmuth Lemme bietet auf seiner Internetpräsenz fertige C-Switches an. Man kann einen solchen Schalter aber auch leicht und mit wenig Aufwand selber bauen. Da stellt sich dann nur die Frage nach der Dimensionierung der verschiedenen Kondensatoren. Aber auch da wird man manchmal im Internet fündig. In Guitar-Letter II findet man zum Beispiel in Tabelle 2-2 entsprechende Werte. Aber kann man vom Einsatz so eines "Standard-C-Switch" auch immer optimale Ergebnisse erwarten? Dieser Frage wollen wir in diesem Artikel ein wenig auf den Grund gehen.
1. Was ist eigentlich ein C-Switch?
Wenn man den "Klang" eines Tonabnehmers verändern will, hat man grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Man kann die Induktivität L verändern oder die Kapazität C. Beides führt zu einer Veränderung der Resonanzfrequenz des Tonabnehmers. Eine Veränderung der Induktivität ist ganz einfach: Man kauft einen anderen Tonabnehmer. Hinterher hat man aber auch einfach weniger Geld in der Tasche - ein deutlicher Nachteil, den die Gitarristen aber meistens, ohne mit der Wimper zu zucken, in Kauf nehmen!
Die Kapazität läßt sich deutlich einfacher verändern. Man benötigt lediglich einen Kondensator mit einer anderen Kapazität - eine vergleichsweise preiswerte Lösung. Wenn die Kapazität dann auch noch einstellbar ist... umso besser! Die Industrie bietet zu diesem Zweck sogenannte Drehkondensatoren an. Bis in die 70er Jahre fand man solche Bauteile in jedem Rundfunktempfänger. Einer ihrer größten Nachteile wird jedoch schnell augenfällig: Die mechanische Größe!
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Abbildung 1: Tandem-Luftdrehkondensator (ca. 500pF)
Diese Kondensatoren bestehen aus zwei Plattensätzen von denen einer an einer Achse befestigt ist. Durch Drehen der Achse verändert sich die kapazitiv wirksame Fläche und damit die Kapazität des Kondensators. Da hier Luft als Dielektrikum verwendet wird, haben solche Kondensatoren aber eine vergleichweise geringe Kapazität. 500pF sind da schon ein großer Wert. Dafür beträgt die Einbautiefe dann auch locker 5 bis 7 Zentimeter! Im Zusammenspiel mit einem Tonabnehmer werden zur Verschiebung der Resonanzfrequenz allerdings Kapazitäten bis zu 30nF benötigt. Wie groß ein solcher "Drehko" dann wird, kann sich wohl jeder leicht vorstellen. Abgesehen davon kann man sich für den Preis eines solchen Bauteiles auch locker einen anderen Tonabnehmer kaufen! So geht es also ganz bestimmt nicht!
Natürlich läßt sich eine veränderlich Kapazität auch auf andere Weise erzeugen. Zum Beispiel mit einer Kapazitätsdiode. Aber auch hier verhindert die geringe Kapazität den erfolgreichen Einsatz in der Elektrogitarre. Abgesehen davon benötigt die Kapazitätsdiode eine Gleichspannung zur Einstellung der Kapazität. Also muß eine Batterie in die Gitarre. Igitt! [Blocked Image: http://www.guitar-letter.de/forum/styles/GuitarLetter/smilies/nein.gif]
So geht es also auch nicht! Dann bleibt nur die Möglichkeit, Kondensatoren mit verschiedenen Kapazitäten mit Hilfe eines Schalters auszuwählen und genau so eine Schaltung fand man dann auch schon in Lemmes erstem kleinen Buch.
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Abbildung 2: Kapazitätzsumschalter (C-Switch) als Zweipol
Diese Konstruktion ist aus elektrotechnischer Sicht ein einfacher Zweipol und da ein Kondensator in Schaltbildern mit dem Symbol "C" bezeichnet wird, nannte Lemme diesen Zweipol einfach "C-Switch".
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